Der Macher an der Seitenlinie

Dominic Herger gibt im Training die Marschrichtung vor.
Foto: Ronny Arnold

«Stopp, Halt. Irgendjemand hat das mit dem Wechsel nicht wirklich verstanden!» Dominic Herger unterbricht energisch die Trainingseinheit, nimmt Korrekturen vor, gibt Anweisungen und lässt die Übung dann verbessert weiterlaufen. Eine Stunde davor beim Gespräch ist von dieser auch schon mal lautwerdenden Art gar nichts zu spüren. Ruhig und überlegt erzählt der gebürtige Attinghausner von seiner bisherigen Fussballlaufbahn. Im Jahr 2000 hat der 29-Jährige mit dem Fussball beim FC Altdorf gestartet. Seit daher ist er «seinem» Verein immer treu geblieben. Über die A- und B-Selections ging es kurzzeitig in die erste Mannschaft. Talent war da, Wille und Ehrgeiz weniger. «Damals hatte ich noch andere Prioritäten», ergänzt der Urner schmunzelnd. Dadurch landete Herger schlussendlich bei Altdorf II. Doch wiederkehrende Verletzungen hinderten ihn immer wieder. Ein Leistenbruch bedeutete gar das vorzeitige Ende seiner Aktivzeit. So kam es, dass sich Dominic Herger, welcher im Besitz des SFV B-Diploms ist, schon früh als Fussballtrainer engagierte. «Ich wollte zu dieser Zeit trotz Verletzungen nahe dabeibleiben, inzwischen will ich dem Verein und den Jungen etwas zurückgeben, eben dass, wovon ich früher noch selber profitieren konnte.», erklärt Altdorfs Assistenztrainer seine Motivation, dieses zeitaufwendige Amt seit über 11 Jahren auszuüben. Selber bezeichnet er sich als ehrgeizig, selbstkritisch und mitdenkend. Eigenschaften die er auch von seinen Spielern erwartet. «Ein intaktes Team auf und neben dem Platz ist ein entscheidender Faktor. Mir ist aber auch wichtig, dass die Spieler Freude und Spass haben. Trotz zuletzt rasanter Entwicklungen ist und bleibt der regionale Fussball ein Hobby.»

Seit einem Jahr ist Dominic Herger Assistent von Samuel Lustenberger. Von aussen macht es den Eindruck, dass er und Lustenberger auf gleicher Höhe und gleichberechtigt kommunizieren: «Das ist sicherlich so, wir teilen zum Beispiel auch die Trainings auf und diskutieren viel über die Aufstellung. Wahrscheinlich habe ich mehr Einfluss als andere Assistenten, aber letztlich ist Sämi der Chef.» Nach der schwierigen letzten Saison seien diverse Lehren im Urner Hauptort gezogen worden. «Wir trainieren intensiver und im taktischen Bereich mit direkten Anwendungstipps noch akribischer.» Von einer Altdorfer Favoritenrolle in der neuen Spielzeit will Altdorfs Coach aber nichts wissen. «Unser Ziel ist das vordere Tabellendrittel und eine tolle Cup-Kampagne. Für grosse Töne oder gar falsche Ansprüche ist kein Platz. Als Absteiger müssen wir uns nun erstmals mit unseren Anhänger versöhnen. Dies wollen wir mit erfolgreichem und attraktiven Fussball zurückgewinnen.»

Dafür scheint Altdorf mit den Transfers von Jessy Nimi (SC Cham, 1. Liga Promotion) und Rückkehrer Ali Mourad (Luzerner SC, 2. Liga regional) insbesondere offensiv bereit zu sein. «Wir erwarten uns von den beiden Neuzugängen im letzten Drittel eine klare Verstärkung. Beide Spieler sind stark im 1-1 und sollen uns zu gefährlichen Strafraumszenen führen.» Warum wurde nicht auch auf die Abgänge in der Defensive reagiert? «Jetzt zu sagen, dass wir nicht reagieren wollten und eine Verpflichtung in der Defensive kein Plan war, wäre sicherlich nicht ganz ehrlich», antwortet Herger. «Wir sind aber überzeugt, mit unseren  jungen und lernwilligen Spielern gespickt mit dem einen oder anderen Routinier in der Defensive für die 2. Liga gut aufgestellt zu sein.»

Nun folgt mit dem FC Littau der erste wirkliche Ernstkampf. «Ich erwarte eine spielstarke Mannschaft, die unberechenbar sein kann. Littau ist sicherlich stärker einzuschätzen als noch in der Vorsaison. Wir müssen an unsere letzten Testspiele anknüpfen, engagiert sein und mutig nach vorne spielen. Wir wollen unbedingt den Auftaktsieg.» Und er selber, wo sieht er sich in ein paar Jahren? «Mir gefällt es nach wie vor sehr bei meinem Stammverein. Klar, im Trainergeschäft kann schnell was passieren, aber ich habe keinen längerfristigen Plan. Mein Fokus ist ganz bei Altdorf I.» Genau dieser Fokus spürt man auch während der Trainingseinheit. Herger läuft rauf und runter, gibt dort Anweisungen, da einen Tipp. Mit Dominic Herger hat der FC Altdorf einen treuen und engagierten Macher in seinen Reihen. Persönlichkeiten die im Breitensport immer rarer werden.

Autor: Ronny Arnold
Dieses Porträt ist am 16.08.2019 in der Urner Zeitung erschienen.

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